Besser-im-Blick, 28. November 2014:
Flüchtlingshilfe in Harburg
CDU lud zur Diskussion mit DRK-Geschäftsführer Harald Krüger in den Rieckhof
Flüchtlingshilfe in Harburg: CDU lud zur Diskussion mit DRK-Geschäftsführer Harald Krüger in den Rieckhof. |
Foto: Niels Kreller | besser im blick – Deine Online-Zeitung mit Fotos, Pics, Events, Termine, Party, Pics, Artikeln, Berichten, Tipps, Gutscheinen für Harburg (Hamburg) Stadt und Land
(Harburg) Es war ein heißes Eisen, dass die CDU Harburg gestern Abend im Rieckhof anfasste, denn es sollte sich alles um die Flüchtlinge drehen, die aus ihrer Heimat vor Krieg und Terror fliehen und deren Zahl aufgrund der dramatischen Lage in Syrien, dem Irak oder Eritrea enorm anstieg. Aber mit Harald Krüger, Geschäftsführer des DRK Harburg und Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, hatte sich CDU-Chef Ralf-Dieter Fischer einen kompetenten Referenten auf das Podium geholt. Schließlich betreut das DRK Harburg mehrere Unterkünfte. So konnte Krüger aus dem Blickwinkel desjenigen berichten, der sich zusammen mit seinen Mitstreitern jeden Tag aufs Neue darum bemüht, den Flüchtlingen eine neue Heimat zu bieten.
Weltweit viele Kriege und 45 Millionen Flüchtlinge
Kurz erläuterte Krüger die Lage: 80 Kriege, die mehr als fünf Jahre andauern, gebe es weltweit. 45 Millionen Menschen seien auf der Flucht, davon blieben aber 2/3 in der jeweiligen Region: Kenia oder der Iran hätten jeweils mehr Flüchtlinge aufgenommen als ganz Europa zusammen. Kritik äußerte er an den USA. „Auch Länder außerhalb Europas wie die USA sind in der Pflicht“, sagte Krüger. Denn dort, in einem Bevölkerungsreichen Land, das eben auch im Nahen Osten beteiligt wäre, wären nur 68.000 Flüchtlinge untergekommen – in der Bundesrepublik werden es bis Ende des Jahres gut 200.000 sein.
In Hamburg ist der Verzweiflungspegel hoch
Zur Lage in Hamburg führte Krüger aus, dass der Verzweiflungspegel in Hamburg ob der großen und unerwarteten Flüchtlingsströme enorm hoch sei. „Was in Syrien passiert, das war vor einem Jahr noch unvorstellbar“, so Krüger. Auch dass Flüchtlinge aus Hong Kong kämen, damit hätte niemand gerechnet. „Wir machen Flickschusterei und Notlösungen, denn die Menschen „Nehmt die Menschen ernst“ fordert Harald Krüger die Politik auf, die Hilfsbereitschaft der Bürger nicht zu missachten. | Foto: Niels Kreller | besser im blick – Deine Online-Zeitung mit Fotos, Pics, Events, Termine, Party, Pics, Artikeln, Berichten, Tipps, Gutscheinen für Harburg (Hamburg) Stadt und Landsind ja da“, brachte er die Überforderung auf den Punkt. Schiffe aber sieht Krüger als pure Verzweiflungshandlung an, stufte sie gerade einmal kurz vor Zelten ein. „Damit haben wir in der Vergangenheit ganz schlechte Erfahrungen gemacht.“ Weder für die (alten) Bürger noch für die Flüchtlinge seien sie eine gute Lösung.
Ein besonderes Augenmerk richtete Krüger auf die im Behördenjargon sogenannten MUFLs, die Minderjährigen Unbegleiteten Flüchtlinge, die ohne Eltern hier stranden. An Beispielen wie einem Jungen, dessen Körper über und über mit Brandnarben durch Folter mit Zigaretten übersäht war und Kindern, die gesehen haben, wie ihre Eltern und Geschwister ermordet wurden und die sich quer durch Afrika hierher durchgeschlagen haben, erläuterte er, dass man hier mit normalen pädagogischen Herangehensweisen nicht weiterkommt und sie besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.
Bemerkenswert war, was Krüger abschließen im Gespräch mit Fischer zur Motivation der Flüchtlinge, ihre Heimat zu verlassen, sagte. Mit „Mir ist egal, ob jemand kommt wegen Krieg oder wegen Hunger. Denn tot ist tot“, setzte er ein Zeichen gegen die Diffamierung vieler Flüchtlinge als „Wirtschaftsflüchtlinge“.
Große Hilfsbereitschaft in Hamburg: „Nehmt die Menschen ernst!“
In den anschließenden Fragen drehte sich viel darum, wie man den Flüchtlingen helfen kann, was benötigt wird. Deutschunterricht, Spaziergänge, spielen mit den Kindern – Krüger hatte viel zu berichten von dem was es schon gibt und wo der Schuh drückt. An Kinderkleidung mangelt es arg.
Insgesamt zeigte sich Krüger erfreut über die große Hilfsbereitschaft, sah aber die Gefahr, dass wegen fehlender staatliche Unterstützung oder Beachtung, die Hilfsbereitschaft in Frust umschlüge: „Der Wille zur Hilfe in der Bevölkerung muss genutzt werden und es muss Hilfe geben“, so Krüger. Da müsse es von Seiten der Stadt auch mal Ehrlichkeit geben, wenn man überfordert sei. „Nehmt die Menschen ernst“, so sein Appell an die Politik.
Eine Schlossinsulanerin sagte, sie dass sie Angst habe des Nachts nach Hause zu gehen, wenn das Flüchtlingsschiff bald am Kanalplatz läge. Da konnte Krüger sie beruhigen, denn dort sollen Familien untergebracht werden. Anders sähe es vielleicht aus, wenn dort 120 alleinstehende Männer untergebracht wären – aber da wäre es auch egal ob dies Asylbewerber oder Deutsche oder woher auch immer wären, stellte Krüger unter Beifall aus dem Publikum fest.